14 iStock com binabina FhA C Mikes WEGE IN EINE NEUE NORMALITÄT Hamsterkäufe in den Supermärkten geschlossene Grenzen und die drängende Frage ob und welche Waren überhaupt noch ih ren Weg zu uns finden können die Herausforderungen in der Logistik gehörten wohl zu den Aspekten der Krise die für die breite Bevölkerung als allererstes spürbar wurden Wie fordernd die Situation tatsächlich war beschreibt Martin Riester Leiter des Geschäftsbereichs Logistik und Supply Chain Management so In der Logistik war es immer schon nötig auf starke Verän derungen einzelner Märkte zu reagieren beispielsweise im Fall einer Naturkatastrophe im Land eines Lieferanten oder im Fall eines politischen Konfliktes der einen Absatzmarkt schwächt Im Vergleich zu anderen Katastrophen hatten wir es aber diesmal mit einem globalen noch nie dagewesenen Ereignis zu tun Nicht nur ein einzelner Markt war starken Veränderungen ausgesetzt sondern so gut wie alle Zugleich stand man in Europa unter Schock Geschlossene Grenzen waren seit der EU undenkbar die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte waren schlagartig verschwunden Grenzwartezeiten und verlängerte Beschaffungszeiten mussten neu eingeschätzt werden Dabei wären im Handel grundsätzlich genug Waren für alle verfügbar gewesen betont Martin Riester der mit mehreren Handelsunternehmen zusammenarbeitet Die durch den Kon sumenten beobachtete Warenknappheit im Supermarktregal war vielmehr durch die kurzfristig hohen Nachfragemengen bedingt Das System ist auf gewisse Stabilität ausgelegt und setzt Konti nuität des Verbraucherverhaltens voraus Und natürlich wurde jahrelang nur auf ein Bestandsminimum hin optimiert und Supply Chains schlank gehalten denn ein Abfedern von möglichen Peaks ist auch nicht unbedingt in jedem Fall sinnvoll beispiels weise bei Produkten mit Mindesthaltbarkeitsdatum erklärt er Mehr Bestand statt schlanker Liefer ketten In der starken Fokussierung auf schlanke Lieferketten sieht auch Peter Schieder Leiter des Geschäftsbereichs Fabrik planung und Produktionsmanagement die Ursache für die Schwierigkeiten während der Pandemie Das ganze letzte Jahrzehnt war vom Effizienzgedanken geprägt und von Kostenoptimierung durch Globalisierung Stark verschränkte Lieferketten sind teilweise erschreckend schnell abgerissen auf das Szenario EU ohne freien Personen und Warenver kehr war schlichtweg niemand vorbereitet erklärt er Das Stoppen des Warenverkehrs hat die produzierende Industrie hart getroffen und teils zum Erliegen gebracht von globalen Lieferketten gar nicht zu sprechen Es gab keinen Zugriff mehr auf Rohstoffe oder Halbfertigprodukte kurz Die Versorgung aus vorgelagerten Wertschöpfungsstufen ist abgerissen vor allem in Branchen mit stark synchronisierten Produktionsabläu fen wie dem Automotiv Sektor fügt er hinzu Bedeutet das aber nun eine langfristige Änderung hin zu einer Regionalisierung oder zu einem dauerhaften Erhöhen der Bestände Eher nicht sind sich die beiden Experten einig Die Wertschöpfungsketten werden jetzt noch genauer analysiert werden keine Frage Man wird hinterfragen was funktioniert hat und was nicht und das Risikomanagement der Supply Chain wird verstärkt proaktiver gestaltet werden Weltweit stark verschränkte und auf Serienproduktion ausgerichtete Branchen wie bspw der Automotiv Sektor sind über einen langen Zeitraum entstanden und die werden sich wegen Corona nicht wesentlich verändern erklärt Peter Schieder Es bringt nichts wenn ich Die Industrie die Logistik sowie Arbeitswelt und Wirtschaft im Allgemeinen wurden von der Covid19 Pandemie bis ins Mark erschüttert Altbewährtes wurde hinterfragt neue Konzepte in Windeseile entwickelt Doch welche der kurzfristig getroffenen Maßnahmen werden uns lang fristig begleiten welche werden wieder verschwinden Kann man aus der Krise profit ieren und eine neue Normalität erschaffen die besser ist als die Welt zuvor Oder fal len wir nach der Pandemie in alte Muster zurück Unsere Expertinnen und Experten wagen sich aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung und am Beispiel aktueller Projekte an eine Prognose

Vorschau Jahresbericht 2020 Seite 14
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